NCSA Mosaic unter Debian Sarge kompilieren

Der am National Center for Supercomputing Applications (NCSA) entwickelte NCSA Mosaic war der erste Internetbrowser, der außer Text auch Grafiken auf einer Seite anzeigte, ohne dass man diese extra laden musste. Mit ihm wurde das Internet bunt und die Zugriffszahlen auf die Internetseiten stiegen extrem an.

Screenshot von NSCA Mosaic im Einsatz

Mosaic mit der gerade aktuellsten Version von SELFHTML

Soweit ein Zitat vom 6. Dezember 2005 aus der deutschprachigen Wikipedia zum ersten grafischen Webbrowser Mosaic. Es versteht sich von selbst, dass von einem solchen Programm, quasi dem Urahnen aller modernen Web-Browser, ein besonderer Reiz ausgeht. Schon länger wollte ich daher Mosaic auf meinem eigenen Rechner testen. Das sieht zunächst recht einfach aus, wird doch auf der offiziellen Archiv-Seite auch ein fertiges Linux-Binary zum Download angeboten. Dumm nur, dass damals gerade Version 1.1.94 des Linux-Kernels aktuell war, und auch die glibc hatte wohl noch eine etwas niedrigere Versionsnummer als heute. Anders gesagt, auf einem modernen Linux-System kommt man mit dem dort angebotenen Binary nicht weiter, es lässt sich erst gar nicht korrekt ausführen.

Folglich ist selbst Kompilieren angesagt, was sich als schwieriger herausstellt, als zunächst angenommen. Der auf der Mosaic-Website zur Verfügung gestellte Quellcode will sich nicht so recht mit meinem modernen Linux vertragen. Angesichts der Tatsache, dass die Entwicklung bereits Anfang 1997 eingestellt wurde, ist das auch kaum verwunderlich. Glücklichweise gibt es Google, sodass ich schließlich in den Weiten des WWW bei Sean MacLennan auf eine aktualisierte Quelltextversion stoße. Zwar ist dort unter anderem von Debian 2.2 die Rede, wo wir inzwischen auch schon wieder zwei Versionen weiter sind, nichtsdestotrotz hat es bei mir mit dem angpassten Quellcode funktioniert. Mosaic ist ein Motif-Programm, deshalb benötigt man zusätzlich OpenMotif und ein paar weitere Entwicklungsbibliotheken. Folgende Debian-Pakete sollten meiner Einschätzung nach außerdem installiert sein, andernfalls scheitert das Kompilieren:

Diese werden natürlich am einfachsten mit aptitude oder apt-get installiert, damit auch alle Abhängigkeiten sauber mitgezogen werden. Ich hoffe, ich habe kein Paket vergessen.

Anschließend entpackt man das heruntergeladene Archiv, wechselt in das neu angelegte Verzeichnis und folgt nach einem make linux dem hoffentlich reibungslosen Kompiliervorgang. Anschließend sollte sich im Unterverzeichnis /src das schlicht Mosaic benannte Binary finden, das direkt mit der Übergabe einer URL gestartet werden kann.

Im täglichen Einsatz ist Mosaic natürlich ziemlich unbrauchbar, weil er mit den meisten heutigen Seiten schlicht und einfach nicht klarkommt. Außerdem ist mir aufgefallen, dass zumindest meine Version beständig abstürzt, sobald eine Seite geladen wird, die PNGs enthält. Mal sehen, on sich daran noch was ändern lässt. Aber wenn stören schon solche Kleinigkeiten angsichts der Tatsache, Mosaic installiert zu haben? Interessant ist es halt trotzdem auf alle Fälle! Faszinierend ist auch, wie ähnlich Mosaic im Grunde auch schon den heutigen, modernen Browsern ist. In den Grundfunktionen unterscheidet er sich nämlich kaum von seinen direkten und indirekten Nachfahren. In diesem Sinne, viel Spaß mit Mosaic, dem allerersten grafischen Browser überhaupt!

Mosaic herunterladen

Screenshot von NSCA Mosaic auf Red Hat Linux 8.0

Das von mir kompilierte Binary läuft erfreulicherweise auch auf älteren Linux-Systemen wie diesem probeweise aufgesetztem Red Hat Linux 8.0 ohne Probleme.

Die an dieser Stelle von mir zur Verfügung gestellte fertig kompilierte Version sollte zumindest auf anderen Sarge-Systemen problemlos laufen. Lizenrechtlich ist das, wie ich erfreulicherweise feststellen durfte, überhaupt kein Problem, denn den Original-Lizenztext liefere ich natürlich mit.

Damit sich die im Archiv enthaltene Datei überhaupt ausführen lässt, muss auf Debian-Sarge-Systemen zumindest das schon oben erwähnte Paket libmotif3 (OpenMotif shared libraries) installiert sein. Das hat den Grund, dass mein Mosaic-Binary dynamisch gelinkt ist. Der Versuch, auch eine statisch gelinkte Version zu erstellen, war nicht von Erfolg gekrönt.

Zum Ausführen von Mosaic einfach das Archiv entpacken und die Datei direkt aus der Kommandozeile heraus, am besten inklusive der Übergabe einer Adresse, starten.

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Textversion Nr. 4 vom 12. Februar 2006

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